Virgilkapelle Wien
Die im Zuge des U-Bahn-Baues 1973 unweit des Stephansdomes entdeckte unterirdische Virgilkapelle aus der ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts beherbergt das Mittelaltermuseum der Stadt Wien.
Da es keinerlei schriftliche Aufzeichnungen über die Entstehung und den Zweck dieses frühgotischen Bauwerks gibt, bleibt genügend Raum für Mythen und Spekulationen.
Die ursprünglich außerhalb der Stadtmauern gelegene und von einem Friedhof umgebene Stephanskirche wurde von den Babenbergern in dieser Zeit in die Stadt integriert und zu deren Zentrum.
Auf die neben dem Stephansdom tief ins Erdreich gebaute und bis zu elf Meter hohe Virgilkapelle wurde später die Maria-Magdalena-Kapelle als Friedhofskapelle aufgesetzt.
Die Virgilkapelle selbst hatte keinen Zugang und war über die Magdalenenkapelle nur mit Hilfe von Leitern, möglicherweise über eine Holztreppe, erreichbar.
In späteren Zeiten diente die Kapelle als Andachtsraum und als Beinhaus für die Gräber des 1732 aufgelassenen Stephansfriedhofs.
Nachdem 1781 die Magdalena-Kapelle abbrannte, wurde sie - mangels Friedhofs ...? - nicht wieder aufgebaut.
Die Virgilkapelle wurde mit dem Bauschutt verfüllt und geriet in Vergessenheit - bis 1973 die U-Bahn kam ...
Im Laufe der Zeit wurde die Bausubstanz der Virgilkapelle durch Umwelteinflüsse(Bodenfeuchtigkeit bzw Streusalz vom Stephansplatz darüber) immer mehr in Mitleidenschaft gezogen.
Ab 2008 wurde sie umfangreich restauriert und 2015 als einer der am besten erhaltenen gotischen Innenräume der Stadt als Mittelaltermuseum Wiens wieder eröffnet.
Durch die Entfernung einer Wand im Zuge des U-Bahn-Baus kann die Kapelle von der Ebene der U-Bahn-Passage problemlos betreten werden.
Am Stephansplatz wurden die Umrisse der Virgilkapelle und der Magdalenenkapelle mit Hilfe färbiger Pflasterungen nachgebildet ...